Ansprache von Antonio
Pellegrino
Hubert
Kretschmer, meine Damen und Herren, der aus Grainau bei Garmisch-Partenkirchen
stammt, hat von 1969 bis 1975 an der Kunstakademie in München
studiert. Seine Arbeiten sind im Laufe der Jahre in zahlreichen
Galerien ausgestellt worden. Es sind darüber auch Publikationen
erschienen.
Somit wäre die Frage zunächst beantwortet: Hubert Kretschmer
ist ein Maler. Nein. Hubert Kretschmer ist kein Maler mehr. Er hat
den Pinsel an die Wand gehängt, wie er mir selbst gesagt hat.
Und die Bilder, die wir heute hier sehen sind auch keine richtigen
Bilder. Denn sein Pinsel ist die Kamera. Dennoch ist er kein Photograph
im herkömmlichen Sinn. Denn Hubert Kretschmers Fotos sind keine
Dokumentarbilder, obwohl er mit der Kamera etwas festhält,
was schon vorhanden ist. Rein technisch, entstehen Hubert Kretschmers
Bilder anhand eines Prozesses, den er selbst als Vibration definiert.
Das heißt: Er bewegt beim Fotografieren die Kamera, oder besser
die Hand. Die Bilder werden später wie normale Photos entwickelt,
am Computer bearbeitet und von einem Tintenstrahldrucker auf eine
Leinwand übertragen. Alles nur Technik also ? Mitnichten. Hinter
den Arbeiten von Hubert Kretschmer steckt ein Konzept, ein künstlerisches
Ideengebilde: Es handelt sich dabei um die subjektive, individuelle
Wiedergabe, um die Reproduktion von Vorhandenem und Vorgefundenem,
das der Künstler durch seine ganz persönliche Wahrnehmung
und Empfindung darstellt. Es sind Bild-Kompositionen, die bis in
die kleinsten Details minutiös entworfen werden. Es sind durchdachte
Inszenierungen: es beginnt alles mit der Wahl des Sujets, der adäquaten
Lichtdramaturgie, der passenden Farbkonstellation. Das Ergebnis
dieses Schöpfungsprozesses sehen Sie hier, bei diesem sogenannten
Jesolo-Zyklus.
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